Artikel über den Flugplatz und seine Anlagen, die in der Nordwest-Zeitung erschienen sind

Artikel vom 26.10.2010 - Lesen Sie den Originalartikel nach unter: NWZonline  (Quelle: Nordwest-Zeitung, Oldenburg)

Fraktionen fordern Transparenz
Flugplatz    Verwaltung und Politik sehen viel Klärungsbedarf bei Plänen in Ahlhorn

Die Fraktionen kritisieren, dass sie an einem Informationsbesuch nicht teilnehmen können. Die Verwaltung hatte vergeblich darauf gedrängt.
von Werner Fademrecht

Wardenburg - Während sich in der Kreisstadt Wildeshausen Anfang September eine Bürgerinitiative namens „Flow – Fluglärm ohne Wildeshausen und Umgebung“ gegründet hat, gibt es in Wardenburg bislang keine öffentliche Diskussion oder Befürchtungen, dass die privatwirtschaftliche Nutzung des Flugplatzes Ahlhorn negative Auswirkungen auf die in der Gemeinde lebenden Menschen haben könnte. Doch nachdem die Firma Bunte einen Antrag gestellt hat, einen Sonderlandeplatz zu errichten, der einen 24-Stunden-Betrieb für Luftfahrzeuge bis 14 Tonnen im Sichtflugbetrieb ermöglichen würde, wird die Entwicklung in Wardenburgs Nachbargemeinde besonders aufmerksam verfolgt.
Nicht zuletzt, weil – wie Fachbereichsleiterin Annette Meyers es in der jüngsten Sitzungsvorlage des Planungs-, Umwelt-, und Entwicklungsausschusses formulierte – „bei genauerer Betrachtung der Unterlagen erkennbar ist, dass auf Dauer auch weitaus größere Nutzungen möglich wären.“ Denkbar sei z.B. der Cargo-Flugverkehr mit Flugzeugen bis 50 Tonnen.

Mit welchen Lärmimmissionen ist künftig für die Gemeinde zu rechnen? Wie wirkt sich die Nachnutzung des ehemals militärischen Flugplatzes auf den Güterlastverkehr aus, der wegen der Autobahnmaut sowieso schon zum Teil auf die Landes- und Kreisstraßen ausgewichen ist? Diese Fragen beschäftigen nicht nur die Verwaltung, sondern auch Ratsfraktionen. Schließlich ist damit zu rechnen, dass mit Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports in Wilhelmshaven noch mehr Güterverkehr auf den Straßen landen wird. Entsprechende Fragen wird allerdings demnächst nur Bürgermeisterin Martina Noske bei einem Ortstermin stellen können. Mehrere Vorstöße der Gemeinde bei der Flugplatz- GmbH, einen gemeinsamen Ortstermin mit Wardenburger Ratsmitgliedern genehmigt zu bekommen, verliefen nach anfänglich mündlicher Zusage im Sande.
Bei den Ratsfraktionen kommt diese Entwicklung verständlicherweise nicht gut an. „Das ist das Gegenteil an Transparenz, die hier eigentlich nötig wäre“, kritisiert SPD-Fraktionsvorsitzender Heinz Brigant das Verhalten der Gegenseite. Für seine Fraktion bestehe unter anderem dringender Klärungsbedarf, ob eine spätere Änderung der Flugkorridore möglich sei. Schließlich sei auch mit Flugverkehr aus Ostfriesland zu rechnen. Sein CDU-Kollege Armin Köpke bedauert ebenfalls die Ausladung. Gerade weil von Wardenburger Seite bislang keine Vorbehalte geäußert worden seien, sondern lediglich ein Informationsbedürfnis bestehe, sei die Entscheidung „unglücklich“.

Ein zeitnahes Gesprächsangebot der Flugplatzbetreiber ist dringend nötig, betont auch Frank Freese (FDP). „Alles andere muss in Wardenburg nur den Eindruck erwecken, es gibt vielleicht gar kein Konzept oder größere Auswirkungen als bislang genannt.“

Die Flugsicherung (DFS) hat auf Anfrage der Gemeinde Wardenburg Angaben zum derzeitigen Flugbetrieb über dem Gebiet der Kommune gegeben. Dazu hat die DFS eine Koordinate in der Mitte der Gemeinde bestimmt und einen Radius von 9300 Metern darum gelegt. Der so betrachtete Zylinder beschreibt den kleinsten analysierbaren Luftraum und geht, darauf weisen die Experten hin, weit über die Gemeindegrenzen hinweg.
An dem verkehrsreichsten Tag in 2009 sind nach Angaben der Deutschen Flugsicherung 55 Flüge in diesem Gebiet registriert worden. Die niedrigste Höhe betrug 1800 Meter, am weitesten vom Erdboden entfernt war ein Flugzeug in 12.500 Metern Höhe.
19 der 55 Flugzeuge hielten sich in einem Korridor zwischen 1800 und 3000 Metern auf, bis auf zwei landeten alle in Bremen. 17 weitere Flieger überquerten die Gemeinde in Höhen zwischen 3000 und 7500 Meter, neun davon waren in Bremen gestartet. Eine Flughöhe zwischen 7500 und 12.500 Meter erreichten 19 weitere Flieger.


zuletzt geändert am 26.10.10